adventskalender (offen)

24Bildschirmfoto 2014-11-30 um 23.29.51

24. Mai Unabhängigkeitstag

Am 24. Mai 2015 wird Eritrea seit 24 Jahren (offiziell: 22) „unabhängig“ sein. Doch was am 24. Mai 1991 so hoffnungsvoll begann, änderte sich ab Mai 1998 mit Beginn des Krieges dramatisch. Seit der Verhaftungswelle im September 2001 ist klar, dass die Menschen in Eritrea weder frei noch unabhängig sind. Sie sind der Willkür eines einzelnen Diktators, einer einzelnen Partei ausgeliefert. Wir wollen, dass sich das ändert. Deshalb wünschen wir uns zu Weihnachten, das gleiche wie jeden Tag: einen friedlichen Wandel in Eritrea. Wir wünschen uns, dass die politischen Gefangenen & Journalisten freigelassen werden. Wir wünschen uns normale Beziehungen mit unseren Nachbarn. Wir wünschen uns, rechtsstaatliche Strukturen, in denen die Menschen demokratisch mitwirken können. Wir wünschen uns, dass die Diaspora zurückkehrt und das Land aufbaut – ohne Hilfe von westlichen Staaten und deren Institutionen. Wir wünschen uns freie Medien und freien Meinungsaustausch. Wir wünschen uns Freiheit für die Menschen in unserer Heimat. Wir wünschen uns wirkliche Unabhängigkeit!

Bildschirmfoto 2014-12-23 um 13.26.32

23. September Bildschirmfoto 2014-11-30 um 23.29.462015: Eid ul Adha

Eid ul Adha (Opferfest), ist der wichtigste Feiertag und Fest für Muslime. Es wird zum Ende der islamischen Pilgerfahrt, am 10. des islamischen Monats Dhul Hijja gefeiert und dauert über drei Tage. Muslime gedenken dabei dem Propheten Abraham, der bereit war, seinen geliebten Sohn Ismail für Allah zu opfern. Als Allah seine Bereitschaft sah, hielt er ihn davon ab und ließ ihn stattdessen einen Widder opfern. Auch in Eritrea, wo Muslime die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, wird dieser Tag groß gefeiert. Früh morgens gehen die Männer (aber auch immer mehr Frauen) in traditionelle weiße Gewänder (jallabiya) gekleidet zum Festtagsgebet, das meist im Freien stattfindet. Nach dem Gebet gehen sie nicht nach Hause, sondern ziehen um die Häuser, um die Menschen zu beglückwünschen und an die Bedürftigen zu spenden. Anschließend gehen sie schlachten (meist ein Schaf). Ein Drittel des Fleisches ist für die Familie, der Rest geht an Verwandte und Bedürftige. Traditionell wird nun zu Hause im Kreis der Familie ga’at gefrühstückt. Kinder sind in neue Kleidung gekleidet und bekommen Geldgeschenke. Der Rest des Tages und die zwei darauffolgenden Tage, werden damit verbracht, Verwandte und Bekannte zu besuchen. Eid ul Addha ist quasi das Weihnachten der Muslime.

22

Fragen zu 22 Jahren Bildschirmfoto 2014-11-30 um 23.29.42(Un)Abhängigkeit

Anlässlich des 22. Unabhängigkeitstages (offiziell: 20) haben wir ein Video veröffentlicht, in dem wir Fragen stellen, die uns auf der Seele liegen. Mit den meisten dieser Fragen, kann man die Regimeanhänger*innen schnell bloß oder ruhig stellen, wie hier die pro-Regime-Bloggerin Rahel Waldeab mit einer Frage nach der Verfassung. Doch eigentlich wollen wir die Fragen nutzen, um in Dialog mit den Befürwortern des Regimes zu treten. Denn wenn wir diese nicht integrieren, kann ein Wechsel nicht gelingen. Im Februar letzten Jahres hatten wir gehofft, dass wir hierfür eine Gelegenheit erhalten. In Stuttgart hatte uns die Vermieterin der Sängerhalle versprochen von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen, um uns zehn Minuten Redezeit auf einem Mekete Seminar zu geben. Wir hatten eine Rede vorbereitet. Doch als wir dort ankamen, hatte die Vermieterin ihre Meinung leider geändert. Auch wir haben Verwandte & Freunde, die das Regime unterstützen – wenn meist auch nur indirekt, d.h. durch Schweigen oder zahlen der 2%. Manche konnten wir schon überzeugen, aber insgesamt noch zu wenig. Deshalb müssen wir immer noch exakt dieselben Fragen stellen. Sprecht mit den Leuten, bringt sie zum Nachdenken, dann lässt sich auch etwas ändern!21

Forto 21Bildschirmfoto 2014-11-30 um 23.29.38

Am 21. Januar 2013 besetzten rund 100 Soldaten das Informationsministerium, auch ‚Forto‘ genannt in Asmara und forderten die Einsetzung der Verfassung und Freilassung aller politischen Gefangenen. Das reguläre Eri-TV fiel aus. Panzer umstellten das Gebäude und die Soldaten zogen sich ohne Gewaltanwendung wieder zurück. Diese Aktion des Widerstands, bekannt als ‚Forto-21’, wirkte eher spontan. Sie ist deshalb besonders, weil Eritrea als eines der repressivsten Regime weltweit gilt. Eine Taktik aus Spitzeln und Verschwinden lassen, hat ein System der Angst errichtet, das sich derzeit nur sehr wenige trauen zu durchbrechen. Der einzige Ausdruck von Protest war die Flucht. Doch es gibt eine Bewegung namens ‚Arbi Harnet’ (Freedom Friday). Sie begann mit Telefonanrufen, den Menschen in Eritrea mitzuteilen jeweils freitags nicht das Haus zu verlassen – als Zeichen des stillen Protests. Das Regime leugnet die Existenz dieser Bewegung, doch inzwischen ist sie auch im Land aktiv und verteilt kritische Poster und Flyer. Vor ein paar Monaten gaben zwei der Aktivisten ein Interview und berichteten über die angespannte Situation im Land. Es gerade jetzt wichtig, unseren Schwestern & Brüdern im Land zu zeigen, dass sie nicht allein sind und dass die Welt auf sie und das was in Eritrea passiert schaut.

20

20 – CPI von 20 (in 2013Bildschirmfoto 2014-11-30 um 23.29.26)

Deutsche Hilfsorganisationen loben Eritrea oft hinsichtlich des geringen Ausmaßes an Korruption, zB medcare oder Jochen Schuster. Transparency International sieht das etwas anders. Eritrea erhielt 2013 im Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) nur 20 von 100 Punkten. Ein Land mit 0 Punkten wird als sehr korrupt, eines mit 100 als sehr integer eingestuft. Aktuell erhält Eritrea nur 18 Punkte und zählt damit zu den 10 korruptesten Ländern dieser Welt. Doch wie werden diese Daten erhoben? Anhand von Wahrnehmungen derer, die in der Lage sind, eine qualifizierte Aussage über Korruption im Land zu treffen. Zu den Quellen zählen Economist Intelligence Unit Country Risk Ratings 2014 (alle Quellen gibt es hier). Hört sich mal wieder nach westlicher Propaganda an. Welche Argumente gibt es dann, dass es in Eritrea hinsichtlich Korruption nicht so rosig ist, wie oft behauptet? Der eindeutigste Beleg für ist wohl schlicht die Tatsache, dass so viele Menschen trotz Ausreiseverbot das Land verlassen können. Eritreische Generäle sind auch im Foltergeschäft auf dem Sinai verwickelt laut eines UN Berichts. Es wird also Zeit seine Meinung zur Korruption in Eritrea zu überdenken!

19

19. Februar 2014: Bildschirmfoto 2014-11-30 um 23.29.22Einladung per Einschreiben an die YPFDJ

Kurz nach der Tragödie von Lampedusa, schrieb uns der Account „Awet Hafash“ einen Kommentar auf unsere facebook Seite, um über eine vermeintliche Hilfsaktion seitens der YPFDJ zu berichten. Awet Hafash war zu dieser Zeit der offizielle facebook-Account der YPFDJ Frankfurt. Unter dem Post entwickelte sich eine spannende Diskussion mit mehr als 100 Kommentaren, Antworten und Gegenantworten. Viele wichtige Fragen wurden aufgeworfen. Aber es wurde auch viel gepöbelt, wie es unter der Anoymität des Internet so oft der Fall ist. Deshalb fragten wir nach einer öffentlichen Diskussion live und direkt und zu unser aller Überraschung kam tatsächlich ein Kommentar, der Bereitschaft signalisierte: „Hallo zusammen, gerne sind wir bereit auf eine persönliche Diskussion.“ Dieses Angebot wollten wir selbstverständlich nicht ausschlagen. Also schickten wir eine Einladung an die YPFDJ – zur Sicherheit per Einschreiben. Die Reaktion: enttäuschend! Statt einer Antwort, wurde der Kommentar auf unserer facebook-Seite gelöscht. Seitdem warten wir auf eine offizielle Reaktion, außer der Ausrede eines YPFDJ Mitglieds, es habe sich um eine persönliche und keine formelle Einladung gehandelt. Die YPFDJ Frankfurt hat inwzischen eine offizielle facebook-Seite – aber ganz schön wenig likes… Schaut doch einfach mal vorbei und fragt was aus der Diskussion geworden ist!

18

18. Juni 2000: AbkommBildschirmfoto 2014-11-30 um 23.29.12en von Algiers

Am 18. Juni 2000 unterzeichneten Eritrea und Äthiopien das Abkommen von Algier – ein völkerrechtlich bindendes Waffenstillstandsabkommen. Damit verpflichteten sich die beiden Staaten, jegliche Angriffe aufeinander einzustellen und einer Friedensmission Zutritt zu gewähren. Die UNMEE sollte den Abzug der Streitkräfte auf die Positionen vor dem Krieg überwachen. Außerdem wurde eine Grenzkommission eingesetzt, die den genauen Verlauf der Grenze klären sollte. Im April 2002 sprach die Grenzkommission das umstrittene Gebiet um die Stadt Badme Eritrea zu. Doch Äthiopien weigert sich seitdem seine Truppen zurückzuziehen und hält somit einen Teil Eritreas besetzt. Auch wenn diese kleinen Grenzstädte weit weniger als 1% des eritreischen Staatsgebietes ausmachen, nutzt das Regime den ausbleibenden Truppenrückzug um Eritrea als besetztes Gebiet zu bezeichnen. Dieser Zustand soll dann wiederum rechtfertigen, dass es keine freie Presse, keine Wahlen und auch keine Bewegungsfreiheit im Land gibt. Er ist auch der Grund für die Mobilmachung aller Eriteer*innen im Alter zwischen 17 und 50 Jahren. Es wird also Zeit die UN daran zu erinnern, dass Äthiopien konstant den Friedensvertrag verletzt, um dem Regime die letzte Ausrede für die menschenverachtenden Zustände in Eritrea nehmen zu können.17

17 Jahre ohne VerfassunBildschirmfoto 2014-11-30 um 23.29.07g

Im Mai 1997 wurde die eritreische Verfassung ratifiziert. Die Verfassung sieht Gewaltenteilung vor und dass eine 150köpfige Nationalversammlung über Innen- sowie Außenpolitik entscheidet und den Präsidenten des Landes wählt. Leider wurde diese Verfassung nie implementiert. Ohne Verfassung ist kein Rechtsstaat möglich. Das eritreische Volk ist also der Willkür einiger weniger Leute ausgeliefert. Entsprechend warnt die deutsche Botschaft in Asmara „geringfügige Verstöße können zu großen Schwierigkeiten mit der Polizei führen. Regierungskritische Meinungsäußerungen können zur Verhaftung führen.“ und weiter „eritreische Behörden unterrichten die ausländischen diplomatischen Vertretungen nicht über Festnahmen und verweigern den Zugang zu inhaftierten Ausländern, sodass eine konsularische Betreuung unmöglich gemacht wird.“ Interessanterweise gibt es allerdings Gesetzgebung für den Bergbau, die noch dazu als sehr fortschrittlich gilt und sich am ghanaischen Bergrecht orientiert. Daran kann man wohl sehen, was dem Regime derzeit wichtiger ist. Dieses Jahr verkündete Afeworki, dass an einer neuen Verfassung gearbeitet wird. Der verwirrte alte Mann hat wohl vergessen, dass es bereits eine gibt…

Bildschirmfoto 2014-12-16 um 22.21.16

16. Jahrhundert:Bildschirmfoto 2014-11-30 um 23.29.01 Vilâyet Habeshistan | Habeş Eyaleti

Im 16. Jahrhundert erichteten die Osmanen, also die Türken, ein Verwaltungsgebiet an der Küste des Roten Meeres, das in in etwa dem Gebiet des heutigen Eritrea entsprach, und nannten es Habeş Eyaleti (später: Vilâyet Habeshistan), was so viel bedeutet wie die Provinz der Habesha. Damals eine Volksgruppe mit gleicher Sprache und Konfession. Heute ist es nicht ganz so leicht zu trennen. Selbst die Eingrenzung auf Eritrea und Äthiopien ist nicht ganz eindeutig, gibt es doch zB Parallelen mit den Schriftzeichen im Yemen. Habesha ist nicht gleich Eritreer*in und Eritreer*in sein bedeutet nicht gleich Habesha sein. Habesha sind heute Christen wie Muslima, Eritreer*in wie Äthiopier*in, Tigrinya, Areb oder Amharisch sprechen. Gemeinsam ist uns aber allen der Duft des frisch gerösteten Bun oder Berbere, das nirgends fehlen darf. Der liebe Schmuck den manche lieber auf dem Kopf, an den Handgelenken oder doch lieber an der Nase tragen. Japp, Nasenpiercings gabs bei uns schon sehr früh. Weder eine willkürliche oder fremdbestimmte Landesgrenze, noch eine sog. Verwaltungsreform sollte definieren wie jemand ist, sondern ein*e jede*r selbst! Selbstdefinition nicht als Abgrenzung zu etwas anderem sondern als positive Beschreibung dessen was man ist! Bildschirmfoto 2014-12-14 um 22.33.56

G15Bildschirmfoto 2014-11-30 um 23.28.54

Hinter dem Kürzel „G15“ verbergen sich 15 ehemals hochrangige Angehörige der eritreischen Regierung. Im Mai 2001 kritisierten sie in einem offenen Brief Präsident Isaias Afewerki. Sie verurteilten seine politischen Alleingänge, die Weigerung die eritreische Verfassung zu ratifizieren und das Fehlen weiterer Parteien. Im September des gleichen Jahres nutzte das Regime die Aufregung um die Terroranschläge in den USA, um die Unterzeichner*innen an einem unbekannten Ort und ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt zu inhaftieren. Der Verhaftungswelle fielen auch weitere hohe Beamte, Journalisten und Militärs zum Opfer. Im September 2011 haben wir uns an einem Aufruf in der taz zur Freilassung aller politischen Gefangenen beteiligt.

G15: Petros Solomon, Mahmoud Ahmed Sherifo, Haile Woldense, Mesfin Hagos, Ogbe Abraha, Hamid Himid, Saleh Idris Kekya, Estifanos Seyoum, Berhane Ghebrezgabiher, Astier Fesehazion, Mohammed Berhan Blata, Germano Nati, Beraki Gebreselassie, Adhanom Ghebremariam, Mahamoud Ahmed

Bildschirmfoto 2014-12-14 um 22.32.10

Artikel 14 der Bildschirmfoto 2014-11-30 um 23.28.48Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte

Artikel 14 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte besagt „Jeder Mensch hat das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgung Asyl zu suchen und zu genießen“. Doch die EU hat eine monströse Mauer an ihren Landesaußengrenzen errichtet und sein Seehilfeprogramm im Mittelmeer eingestellt  – der gefährlichsten Seegrenze weltweit. Wenn es die Geflüchteten einmal bis nach Europa geschafft haben, wird alles versucht, sie wieder loszuwerden. Es gibt nur wenige Länder, in die Flüchtlinge idR nicht wieder zurückgesendet werden, eines davon ist Eritrea. Doch angesichts der gestiegen Zahl an Asylanträgen soll hier scheinbar was geändert werden. Zuerst forderte die FDP in der Schweiz, dass die Situation in Eritrea überprüft werden solle, da es dort nicht so schlimm sei. Dann folgte Dänemark mit einem ominösen Bericht. In beiden Ländern gab es entschiedenen Widerstand gegen diese Versuche, die Situation in Eritrea schön zu reden. Auch in Deutschland gibt es Berichte, die versuchen ein verzerrtes Bild von Eritrea zu zeichnen. Zum Glück erinnern die Ausführungen des Artikels an die Dummdreistigkeit eines Franz Beckenbauer wenn er über die Arbeitsverhältnisse in Quatar spricht – noch wenig glaubwürdig, aber wir müssen wachsam bleiben!

Bildschirmfoto 2014-12-13 um 16.57.57

13 Jahre Haft füBildschirmfoto 2014-11-30 um 23.28.40r Dawit Isaak & viele andere Journalisten

Seit September 2001, genauer seit 13 Jahren, 81 Tagen und 10 Stunden, befindet sich Dawit Isaak irgendwo in Eritrea in einem Gefängnis – ohne Anklage & nur weil er Journalist ist. Dawit hat die schwedische Staatsbürgerschaft und war nach der Unabhängigkeit nach Eritrea zurückgekehrt, um für die von ihm mitbegründeten Zeitung ‚Setit’ zu arbeiten. Die vier größten schwedischen Tageszeitungen haben eine Kampagne gestartet und jeden Freitag twittern Menschen unter #freedawitisaak für seine Freilassung. Unter #FreeEritrea gibt es eine weitere Kampagne names „One Day Seyoum“, die für die Freiheit des Journalisten Seyoum Tsehaye und Eritreas kämpft. Auf der Website könnt Ihr ein Foto von Euch hochladen als Zeichen der Unterstützung. Ingesamt befinden sich derzeit 28 Journalisten in eritreischen Gefängnissen. Das Land belegt seit Jahren den letzten Platz bei der Pressefreiheit weltweit. Auch bei der Pressefreiheit zeigt sich die extreme Schizophrenie der Regimeanhänger in der Diaspora. Denn auch sie wissen dieses hohe Gut zu schätzen, wie Ihr an den Kommentaren unter diesem Artikel sehen könnt, lassen aber nicht zu, dass unsere Schwestern & Brüder die gleichen Rechte haben.Bildschirmfoto 2014-12-12 um 23.15.43Bildschirmfoto 2014-11-30 um 23.28.3412. Schuljahr im Sawa

Seit 2003 muss das letzte Schuljahr als Teil des national service im Militärtrainingslager Sawa absolviert werden. Die Absolventen können dadurch unmittelbar rekrutiert werden zum Nationaldienst, der seit 2002 im Rahmen der warsay-yikealo-Entwicklungskampagne (WYDC) von zwei Jahren auf unbegrenzte Zeit ausgeweitet wurde. Die Rekruten erhalten nur 400,- Nakfa (rund 20,- Euro) im Monat und werden nicht nur für militärische Zwecke eingesetzt, sondern auch für Infrastrukturprogramme oder auf privaten Farmen einzelner Generäle. Ein berühmtes Beispiel für die Ausbeutung wird zurzeit in Kanada vor Gericht verhandelt. Dort klagen ehemalige Nationaldienstleistende gegen den Bergbaukonzern Nevsun Resources, weil dessen Bisha Mine von Zwangsarbeiterinnen des national service errichtet worden ist. Der national service ist der Hauptfluchtgrund in Eritrea. Während viele Regimetreue Exil-Eritreerinnen gerne während ihres Sommerurlaubs ein paar Selfies in Sawa knipsen, passieren dort regelmäßig schreckliche Dinge: Folter & Vergewaltigungen. Die StopSlaveryinEritrea-Kampagne setzt sich für ein Ende des national service ein, wir haben sie im Juni mit einem Video unterstützt. Holt Euch ein T-Shirt & unterschreibt die Petition!

Bildschirmfoto 2014-12-10 um 23.24.57

11. SeptemberBildschirmfoto 2014-11-30 um 23.28.27: hadish amet

Ihr wundert euch, warum die eritreisch/äthiopische community im September Neujahr feiert?
Das liegt an dem koptisch/orthodoxen Kalender, den vor allem die ältere Generation noch verfolgt. Nach diesem Kalendar hat das Jahr 12 Monate und den zusätzlichen 13. Monat, namens pagumien. Dieser Monat geht allerdings nur sechs Tage, die genutzt werden um in heißen Gewässern zu baden und schließlich ohne die schlechten Erfahrungen des vergangenen Jahres „sauber“ und gesund in das neue Jahr zu starten.

Am Neujahrsfest, welches nach europäischer Zeitrechnung am 11. September stattfindet, wird schließlich ein Lagerfeuer gemacht, wo Familie und Freunde gemeinsam feiern. Das Nationalgericht Injeera und Musik dürfen dabei natürlich nicht fehlen! Heute orientiert sich der offizielle eritreische Kalender an der westlichen Zeitrechnung. Das heißt aber nicht, dass unsere Leute auf ihr hadish amet (Neujahr) verzichten. Es wird einfach zweimal im Jahr Neujahr gefeiert.

In diesem Sinne: ruhus hadish amet! (Frohes Neues Jahr!)Bildschirmfoto 2014-12-10 um 22.36.54

10 Städte besucht &Bildschirmfoto 2014-11-30 um 23.28.23 aufgeklärt beim IV. Marsch für Menschenrechte & Freiheit

Anfang September 2012 brachen wir mit unseren Freunden von ASPER zum IV. Marsch für Menschenrechte & Freiheit von Stuttgart, über Leonberg, Pforzheim, Karlsruhe, Bruchsal, Heidelberg, Mannheim, Heppenheim und Darmstadt nach Frankfurt/Main um die Menschen in diesen 10 Städten über die Situation in Eritrea aufzuklären. Dort leben größere eritreische communities und auch die Regimetreuen Organisationen, wie zB die YPFDJ, sind dort aktiv. Wir sprachen mit Bürgermeistern (Bruchsal & Heppenheim), Pfarrern (Mannheim & Heppenheim), Journalisten (Stuttgart, Leonberg, Karlsruhe, Bruchsal, Heidelberg & Mannheim), Parteien (Karlsruhe & Bruchsal) und Aktivisten (Bruchsal & Frankfurt/Main). Besonders interessant fanden die Leute, dass sich hinter eritreischen ‚Kulturvereinen‘ oftmals etwas anderes verbirgt als man meint – Propagandamaschinen der Dikatur. Manchen Veranstaltungsort wird die YPFDJ in diesen Städten jetzt nicht mehr so leicht oder gar nicht mehr buchen können. Der Marsch war aber auch für jede*n persönlich eine wunderbare Erfahrung, die wir jedem empfehlen können. Lest den ausführlichen Bericht & schaut das Video! Viel Spaß!

Bildschirmfoto 2014-12-08 um 23.20.22

9 Sprachen / 9 Bildschirmfoto 2014-11-30 um 23.28.18Bevölkerungsgruppen („offiziell“)

Eritrea ist ein kulturell facettenreiches und heterogenes Land: es werden rund neun verschiedene Volksgruppen offiziell anerkannt. Den Großteil der Bevölkerung bilden die semitischsprachigen Tigrinya mit ca. 50% und Tigre, die ungefähr 30% der Bevölkerung ausmachen. Darüber hinaus gibt es rund 20% kuschitischsprachige Gruppen, zu denen die Bilen, Saho, Afar und Beja (Hedareb) gehören.
Eine der ältesten ortsansässigen Ethnien sind die der nilotischen Nara und Kunama, welche vor allem in der Gash-Barka Region beheimatet sind. Im Kontrast dazu stehen die arabischsprachigen Rashaida, die erst im 19. Jahrhundert von der arabischen Halbinsel in das heutige Eritrea übersiedelten. Fast alle der eritreischen Ethnien sind darüber hinaus auch in den restlichen Ländern des Horns beheimatet.

Eine Gruppe, die sich als eigenständig ansieht, wird seitens der PFDJ nicht anerkannt: die Jeberti. Sie werden zu den Tigrinya gezählt. Typisch für eine eine Diktatur, greift das Regime also auch in die Selbstbestimmung der einzelnen Gruppen.

Bildschirmfoto 2014-12-07 um 16.21.00

Bildschirmfoto 2014-11-30 um 23.28.118-tung heiss: Kitcha fit fit

8 EL Weizenmehl + 8 EL Gerstenmehl + 8 EL Vollkornmehl | 2 Gläser lauwarmes Wasser

4 EL Tesmi (Ghee / Butterschmalz) + etwas Öl (zB Sonnenblumenöl) | 1 TL Salz + 1 EL Berbere

Alle Mehlsorten, Wasser und Salz vermischen. Pfanne auf mittlerer Hitze erhitzen, mit etwas Öl bestreichen und Mehlwassersalzmischung dazu geben. Nach ca. 8 Min wenden und Deckel drauf, nach weiteren 8 Min nochmals wenden und nach weiteren 8 Min raus nehmen. Fertig ist das Kitcha! (8-tung je nach Pfanne und Herde kann es kürzer oder länger dauern!)

Berbere und Tesmi in einen Topf geben, Kitcha in kleine Stücke reißen (8-tung heiss!), umrühren und kurz erhitzen. Fertig ist das Kitcha fitfit. Mit Joghurt und Schwarztee servieren. Wer sich die Finger nicht verbrennen möchte, wirft das Kitcha einfach in einen Mixer! Guten Appetit!

Bildschirmfoto 2014-12-07 um 16.18.37

Bildschirmfoto 2014-11-30 um 23.28.06

7. Januar Orthodoxe Weihnachten

Eigentlich müsste dieser Adventskalender etwas länger laufen als nur 24 Tage bzw. später anfangen. Denn die große Mehrheit der Christen in Eritrea sind Orthodoxe und die orthodoxen Kirchen feiern Weihnachten später als die übrigen Christen, weil sie das Fest nach einem älteren Kalender berechnen. Der Unterschied zum Weihnachtstermin der katholischen und evangelischen Kirchen hängt mit den unterschiedlichen Zeitrechnungen zusammen. Die Mehrheit der Kirchen orientiert sich am Gregorianischen Kalender. Zahlreiche orthodoxe Kirchen richten sich hingegen nach wie vor nach dem alten Julianischen Kalender. Danach fällt der 25. Dezember auf den 7. Januar westlicher Zeitrechnung nach dem Gregorianischen Kalender. Die Differenz zwischen beiden Zeitrechnungen beträgt 13 Tage. Bis zum 16. Jahrhundert richtete sich das gesamte christliche Leben noch nach dem Julianischen Kalender, der auf Julius Caesar zurückgeht. Die orthodoxen Kirchen in Eritrea richten sich heute noch daran. Andere orthodoxe Kirchen hingegen feiern Weihnachten zum gleichen Termin wie die westlichen Kirchen, zB so die Kirche in Griechenland – also wundert Euch nicht! Und vergesst nicht Euren orthodoxen Homies Plätzchen bis zum 7. Januar aufzuheben!

Bildschirmfoto 2014-12-06 um 18.37.42

6 zobas Bildschirmfoto 2014-11-30 um 23.27.59(Regionen)

Zwischen 1994 und 1995 führte die PFDJ eine Landreform durch. Dadurch wurde die ursprüngliche Aufteilung des Landes in 10 awrajjas (Bezirke) durch 6 zobas (Regionen) ersetzt.

Diese noch aus der italienischen Kolonialzeit stammenden Provinzen und ihre Provinzhauptstädte waren: Akkele Guzay (mit der Hauptstadt Addi Qayyeh), Asmara (Hauptstadt: Asmara), Barka (Hauptstadt Agordat), Denkalia (Assab), Gash Setit (Barentu), Hamasien (Asmara), Sahel (Nakfa), Semhar (Massaua), Senhit (Keren) und Seraye (Mendefera).

Die Intention hinter der Reform bestand zum einen in der Bezwingung ethnisch-parochialer Ketten innerhalb der Bevölkerung, die aufgrund ihres Einflusses auf die traditionelle Zivilgesellschaft dem Regime ein Dorn im Auge waren. Zum anderen sollte eine Dezentralisierung stattfinden, die allerdings aufgrund der großen Abhängigkeit der Bezirke von Anfang an zum Scheitern verurteilt waren. 

Bildschirmfoto 2014-12-05 um 23.30.42

Bildschirmfoto 2014-11-30 um 23.27.545 Jahre Sanktionen durch die UN

Am 23. Dezember 2009 verhängte der UN Sicherheitsrat in Zusammenarbeit mit der Afrikanischen Union Sanktionen gegen Eritrea. Gründe hierfür waren die mutmaßliche Unterstützung bewaffneter Gruppen, u.a. die al-shabab-Miliz, in Somalia seitens Eritrea sowie der ausbleibende Rückzug eritreischer Truppen aus Djibouti. Die Sanktionen beinhalteten das Verbot von Waffenverkäufen nach und aus Eritrea, Einreiseverbote für die politische und militärische Führungsspitze des Landes sowie das Einfrieren ihrer ausländischen Konten. Sie richteten sich also gezielt gegen das Regime und nicht gegen die Bevölkerung. Dennoch bleibt viel Raum für Kritik. Erstens gilt deren Hauptgrund – die Unterstützung von Milizen in Somalia – als kaum belegt. Zweitens nutzt das Regime die anhaltende ungerechte und einseitige Behandlung durch die UN für Verschwörungstheorien und letztlich zur Machtsicherung im Namen des self-reliance-Prinzips. Ein Prinzip, das zwar dazu führt das internationalen Hilfsorganisationen der Zutritt ins Land untersagt wurde, gleichzeitig aber dem Ausverkauf der eritreischen Bodenschätze nicht im Weg steht. 2011 wurden die Sanktionen verschärft. Im Juni hat der Sicherheitsrat eine Untersuchung der Menschrechtslage in Eritrea beschlossen, was evtl. weitere Sanktionen zur Folge haben könnte.

Bildschirmfoto 2014-12-04 um 22.08.42

United4Bildschirmfoto 2014-11-30 um 23.27.49Eritrea (U4E)

Im August 2011 traf sich eine kleine Gruppe in Hamburg um aktiv zu werden und zwar nicht nur gegen die Militärdiktatur, sondern vor allem für Eritrea – daher der Name ‚United4Eritrea‘: 4 = for = pro ≠ contra. Wir wollen nicht nur die unterschiedlichsten Gruppierungen in der Opposition einander näher bringen, sondern auch mit allen sprechen, d.h. auch Befürwortern des Regimes. Denn nur wenn wir alle erreichen, können wir auch etwas verändern. Nach unserer ersten Demo im September 2011, waren wir ein Jahr später mit dem Marsch für Menschenrechte und Freiheit unterwegs. 2013 organisierten wir dann zwei große Veranstaltungen in Frankfurt/Main, unser erstes ‚Get Involved!’ und die Konferenz ‚20 Jahre (Un)Abhängigkeit – Quo vadis Eritrea?’, außerdem beteiligten wir uns am Hizbawi Festival in Kassel. Dieses Jahr folgte ‚Get Involved! II’. Inzwischen finden sich bei uns Leute mit unterschiedlichen Hintergründen – nicht nur Kinder der alten Opposition. Von 12 likes bei facebook sind wir inzwischen bei über 1,000, unsere Videos wurden über 5,000 mal angeklickt und auch bei twitter bekommen wir langsam mehr follower. Wir sind zwar immer noch kein eingetragener Verein (e.V.), doch die Anmeldung läuft. Wir freuen uns über Unterstützung jeglicher Art, schreibt uns bei facebook, twitter oder an united4eritrea[at]gmail.com – Informiert Euch, Engagiert Euch!

Bildschirmfoto 2014-12-03 um 21.28.59

Platz 3 bei Bildschirmfoto 2014-11-30 um 23.27.38Asylanträgen in Deutschland im Jahr 2014

Eritrea liegt 2014 mit 11.111 Erstanträgen auf Platz 3 bei den in Deutschland gestellten Asylanträgen – davor nur das Bürgerkriegsland Syrien und Serbien, wo die Minderheit der Roma systematisch diskriminiert wird. Europaweit hat sich die Zahl der eritreischen Geflüchteten dieses Jahr verdreifacht von 13,000 auf 37,000, die meisten davon in Schweden, Deutschland und der Schweiz. In Italien sind Eritreer*innen die zweitgrößte Gruppe, die das Land per Boot erreicht, doch wurden dort nur rund 350 Asylanträge gestellt. Doch die beiden Länder mit der größten Anzahl an Menschen aus Eritrea sind laut UNHCR nach wie vor Äthiopien mit rund 106,000 und Sudan mit rund 109,000. Jeden Monat kommen 2,000 bzw. 1,000 weitere refugees dazu. Rund 90% der Geflüchteten sind zwischen 18 und 24 Jahren alt, frustriert von den geringen Möglichkeiten hinsichtlich Aus- und Weiterbildung sowie Arbeit, treten die meisten von ihnen die lebensgefährliche Reise in Richtung Europa an. Das Regime in Eritrea hat für diesen massiven Anstieg der Flüchtlingszahlen eine plausible Erklärung: Migration ist ein globales Phänomen und der Rest ist Resultat einer PR-Kampagne des UNHCR. Meinen die das eigentlich wirklich ernst?

Bildschirmfoto 2014-12-02 um 22.37.44

2% AufbausteuBildschirmfoto 2014-11-30 um 23.27.33er

Kurz nach der Unabhängigkeit führte das Regime in Eritrea die sog. „Aufbausteuer“ ein, um offiziell die Verletzten und Verwitweten aus dem Krieg unterstützen zu können. Eritreer*innen im Ausland müssen diese Steuer zahlen, „offiziell“ um konsularische Dienstleistungen zu erhalten – ein Nichtzahlen erschwert jedoch in der Regel die Rückreise und auch das Leben der Familie in Eritrea. Da es keinerlei Kontrolle gibt, weiss niemand genau, wohin das Geld fließt und wie hoch die Beträge sind. 2011 verurteilte der UN-Sicherheitrat die Steuer, weil sie u.a. zur Finanzierung bewaffneter Konflikte in der Region verwendet worden sein soll. In vielen Ländern, wie zB Deutschland, ist das Eintreiben solch einer Steuer illegal. In Schweden und Australien beschäftigt sich das Parlament mit der Steuer, in UK kämpft Team Eritrea für ein Verbot. Am weitesten ging bislang Kanada, wo der eritreiche Generalkonsular das Land verlassen musste – leider ohne Erfolg. Die Steuer ist eine der wichtigsten Einnahmequellen des Regimes in Eritrea, ein UN-Bericht schätzt, dass allein in Saudi-Arabien 40 Mio. US$ im Jahr gesammelt werden. Es ist dringend Zeit diese Einnahmequelle versiegen zu lassen!

Bildschirmfoto 2014-12-01 um 22.59.52

1 PräBildschirmfoto 2014-11-30 um 23.27.23sident / 1 Partei

Seit der Unabhängigkeit 1993 kennt Eritrea nur einen Präsidenten & eine Partei. Weder Präsident, noch Partei wurden je gewählt.

Isayas Afewerki wurde am 2. Februar 1946 in Asmara geboren. 1971 wurde er Generalsekretär der Eritrean People’s Liberation Front (EPLF). Die EPLF wurde nach der Unabhängigkeit zur People’s Front for Democracy and Justice (PFDJ). Es ist unklar, warum sich diese Gruppierung diesen Namen gab, denn sie steht weder für Demokratie noch für Gerechtigkeit. 2008 antwortete Afeworki in einem Interview mit Al Jazeera auf die Frage, wann es Wahlen in Eritrea gibt, dass die Leute noch drei bis vier Jahrzehnte warten müssen, vielleicht sogar noch etwas mehr.

Wir finden, dass Eritrea nach 21 Jahren eine Alternative gebrauchen könnte…